Diagnose der Gluten-/Weizensensitivität

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  3. Diagnose der Gluten-/Weizensensitivität

Zur Diagnose einer Gluten-/Weizensensitivität wird nach Ausschluss einer Zöliakie oder Weizenallergie untersucht, ob eine glutenfreie Ernährung Besserung bringt.

Klagen Patienten nach dem Verzehr glutenhaltiger Lebensmittel über unspezifische Beschwerden, z. B. Bauchschmerzen, Kopfschmerzen oder Müdigkeit, ist es im ersten Schritt wichtig, eine Zöliakie und eine Weizenallergie auszuschließen. Bestätigt wird die Diagnose durch eine Besserung oder ein Verschwinden der Symptome unter glutenfreier Ernährung und einer erneuten Verschlechterung, sobald erneut Gluten aufgenommen wird. Die Symptome bessern sich in der Regel bereits innerhalb von wenigen Tagen bis zu zwei Wochen. Wichtig ist, dass sich der Patient vor der Diagnose glutenhaltig ernährt.

 

Anamnese

Symptome und Anzeichen ermitteln
Zunächst ist es wichtig, zu ermitteln, ob die Symptome, die der Patient beschreibt, für Gluten-/Weizensensitivität typisch sind und ob sie mit dem Verzehr glutenhaltiger Lebensmittel zusammenhängen könnten. Vor dem Start der Diagnostik sollte sich der Patient mindestens sechs Wochen normal, sprich glutenhaltig ernähren.

Ausschluss Zöliakie

Zöliakie-Antikörpertest und Biopsie
Da die Beschwerden einer Gluten-/Weizensensitivität denen einer Zöliakie ähneln, ist es wichtig, diese im ersten Schritt der Diagnose auszuschließen. Hierzu wird zunächst ein Antikörpertest durchgeführt, wobei auch ein IgA-Mangel ausgeschlossen werden sollte. Mit einer zusätzlichen Dünndarmbiopsie kann eine Zöliakie definitiv ausgeschlossen werden. Bei Gluten-/Weizensensitivität liegt keine Zottenatrophie vor, eventuell sind die IEL-Werte leicht erhöht (Marsh 0 bis 1).

Ausschluss Weizenallergie

IgE-Antikörpertest und Haut-Pricktest
Auch eine Weizenallergie kann von ihrem Beschwerdebild einer Gluten-/Weizensensitivität gleichen. Daher wird nach Ausschluss einer Zöliakie bei typischen Beschwerden mit einem IgE-Antikörpertest und einem Haut-Pricktest untersucht, ob der Patient allergisch auf Weizen reagiert.

Weiterer Hinweis auf GS/WS

IgG-Antigliadin-Antikörpertest
IgG-Antigliadin-Antikörper (AGA) sind nicht allein für Gluten-/Weizensensitivität typisch, sondern können auch bei Zöliakiebetroffenen und bei einem kleinen Teil der gesunden Bevölkerung vorhanden sein. Bei normalem histologischem Befund und positivem AGA-Antikörpertest erhärtet sich jedoch der Verdacht auf Gluten-/Weizensensitivität.

Glutenfreie Ernährung

Besserung der Symptome
Sind Zöliakie und Weizenallergie ausgeschlossen worden, kann der Patient mit einer glutenfreien Ernährung beginnen. Liegt eine Gluten-/Weizensensitivität vor, bessern sich die Symptome oder verschwinden innerhalb von mehreren Tagen bis zu zwei Wochen. Die glutenfreie Ernährung sollte jedoch mindestens sechs Wochen durchgeführt werden, um einen kausalen Zusammenhang zwischen der glutenfreien Ernährung und den Beschwerden herstellen zu können. Die Besserung der Symptome sollte entsprechend eines beim International Expert Meeting 2014 erarbeiteten Diagnoseprotokolls bewertet werden, um eine Standardisierung zu erreichen. Dieses sieht vor, dass der Patient vor dem Beginn der glutenfreien Ernährung ein bis drei hauptsächlich auftretende Beschwerden identifiziert und diese nach ihrem Schweregrad auf einer Skala von eins bis zehn bewertet. Diese Bewertung sollte zwei Wochen vor Beginn der glutenfreien Ernährung und ab dann wöchentlich erfolgen. Ein Ansprechen auf die glutenfreie Ernährung zeigt sich durch die folgenden Kriterien: X bessert sich um mindestens 30 Prozent im Vergleich zum Ausgangswert, wobei X für jedes der ein bis drei Hauptbeschwerden steht. Mindestens ein Symptom sollte sich bessern, sofern sich die anderen nicht verschlechtern. Diese Besserung sollte mindestens zu 50 Prozent des Bewertungszeitraums erreicht werden, d. h. bei mindestens drei der sechs wöchentlichen Bewertungen.

Glutenreexposition

Bestätigung der Diagnose
Zur definitiven Diagnose einer Gluten-/Weizensensitivität erfolgt eine erneute Provokation ähnlich wie bei einer Nahrungsmittelallergie. D. h. der Patient nimmt nach einer streng glutenfreien Phase von mindestens vier Wochen erneut Gluten auf. Treten die Symptome bei dieser offenen Provokation innerhalb von zwei Tagen wieder auf, sollte nach Möglichkeit nach einer mehrtägigen glutenfreien Phase eine doppelblinde (für Studien) oder singleblinde (in der Praxis), placebokontrollierte, orale Provokation durchgeführt werden. Am besten werden hierfür glutenfreie (als Placebo) und glutenhaltige Riegel verwendet, die sich in Aussehen, Textur und Geschmack nicht unterscheiden. Auf eine erste einwöchige Testphase folgen eine einwöchige streng glutenfreie Diät und eine zweite einwöchige Testphase. Auch hier dient das standardisierte Diagnoseprotokoll als Grundlage für die wöchentliche Bewertung der Beschwerden. Bei einer Varianz von mindestens 30 Prozent bei ein bis drei vom Patienten identifizierten Symptomen zwischen Glutenzufuhr und Placebo liegt eine Gluten-/Weizensensitivität vor.

Diagnoseprotokoll zur Gluten-/Weizensensitivität

Beim 3. International Expert Meeting on Non Celiac Gluten Sensitivity im Oktober 2014 wurde von den Wissenschaftlern und Medizinern unter Federführung von Carlo Catassi und Alessio Fasano das oben beschriebene standardisierte Diagnoseprotokoll entwickelt. Dieses sieht ein einheitliches diätetisches Zweistufenverfahren vor, bei dem eine modifizierte Version der Gastrointestinal Symptom Rating Scale zum Einsatz kommt. Mit dieser Skala bewerten Betroffene, wie sich die Einführung einer glutenfreien Ernährung und die Wiedereinführung von Gluten auf ihre Beschwerden auswirken. Dabei werden nicht nur gastrointestinale, sondern auch extraintestinale Symptome anhand einer Skala von 1 bis 10 bewertet. Durch diesen Fragebogen soll eine Standardisierung der Diagnose erreicht werden.

Diagnoseschema der NCGS