Der Effekt von Gruppenberatung auf Wissen und Therapietreue von Menschen mit Zöliakie

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Diese klinische Studie untersucht den Einfluss von Gruppenberatungen im Vergleich zu Einzelberatungen auf das Wissen und das Einhalten einer glutenfreien Ernährung (Adhärenz) bei Zöliakie-Patientinnen und -Patienten.

Bei Zöliakie ist die einzige verfügbare Therapie die glutenfreie Ernährung. Studien zeigen allerdings, dass nur etwa 50% diese auch einhalten. Das führt bei Betroffenen zu vermehrtem Auftreten von Symptomen. Durchfall, Verstopfung, Verdauungsstörungen und Bauchschmerzen schränken ihre Lebensqualität stark ein. Zusätzlich werden das Gesundheitssystem und die gesundheitsbezogenen Kosten durch gesundheitliche Folgen wie Unfruchtbarkeit und Malignität belastet. Das Einhalten einer glutenfreien Ernährung führt im Gegensatz dazu zum Verschwinden der Symptome und zu einer Vermeidung von langfristigen Komplikationen. 

Studien haben gezeigt, dass eine schlechte Adhärenz mit fehlendem Wissen zusammenhängt – über die Erkrankung selbst und über glutenfreie Lebensmittel. Das macht eine detaillierte Beratung durch Ernährungsfachkräfte zu einem zentralen Erfolgsfaktor bei der Umsetzung einer glutenfreien Ernährung. Entscheidend scheint dabei auch die Methode der Beratung zu sein und, ob diese in Einzelgesprächen oder in einer Gruppe stattfindet.  

Die Beratung in Gruppen hat viele Vorteile. Patientinnen und Patienten können sich besser austauschen, Probleme teilen und gemeinsam Lösungen finden. Sie fühlen sich weniger allein mit ihren Problemen und haben einen größeren Anreiz Erfolge vorzuweisen. Die hier vorgestellte Studie untersucht den Effekt einer Gruppenberatung auf das Wissen und das Einhalten einer glutenfreien Ernährung bei Patientinnen und Patienten mit Zöliakie.  

Methode 

Bei der Untersuchung handelt es sich um eine parallel durchgeführte randomisierte und kontrolliere klinische Studie. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen freiwillig teil und stammen aus der Zöliakie Registrierungsdatenbank Ost-Aserbaidschans. Inkludiert wurden Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter zwischen 18 und 55 Jahren, die sich mindestens seit drei Monaten glutenfrei ernähren sowie lesen und schreiben können. Alle 130 Patientinnen und Patienten, die an der Studie teilnahmen, haben vorab eine Einzelberatungsstunde in der Klinik erhalten. Die Teilnehmenden wurden nach dem Zufallsprinzip der Interventions- oder Kontrollgruppe zugeteilt.  

Die Interventionsgruppe bestehend aus 66 Teilnehmenden erhielt drei Gruppenberatungsstunden mit Gruppengrößen zwischen 8–10 Personen. Hierbei wurden verschiedene Methoden eingesetzt, wie Power-Point-Präsentationen, interaktive Lernelemente und Gruppendiskussion. Die 64 Personen der Kontrollgruppe erhielte Einzelberatungsstunden bei der Infobroschüren, Lebensmittellisten und Interpretationshilfen von Lebensmitteletiketten genutzt wurden. Alle Unterrichtseinheiten wurden von geschulten Ernährungsfachkräften durchgeführt. 

Um das Wissen der Teilnehmenden zu messen, wurde ein umfangreicher Fragebogen verwendet. Insgesamt 14 Fragen wurden zum Thema Zöliakie und glutenfreie Ernährung allgemein gestellt. In einem zweiten Teil mussten Lebensmittel ausgewählt werden, die glutenfrei sind. Das Einhalten der glutenfreien Ernährung wurde mit Hilfe einer persischen Version des Fragebogens zum CD-Adhärenztest (pv-CDAT) beurteilt. Das Wissen und die Adhärenz wurden vor, direkt nach und drei Monate nach der Beratung kontrolliert und von unabhängigen Wissenschaftlern, die die Zuordnung der Teilnehmenden nicht kannten, bewertet und statistisch ausgewertet. 

Ergebnisse  

In beiden Gruppen stieg das Wissen nach den Beratungsstunden an und bliebt auch nach drei Monaten noch über dem Anfangswissensstand. Der Wissenstand war in der Interventionsgruppe, die in der Gruppe geschult wurden, signifikant höher als in der Kontrollgruppe mit der Einzelberatung. Das gilt sowohl für das Wissen zum Thema allgemein als auch über einzelne glutenfreie Lebensmittel (siehe Abbildung). Bei der Einhaltung einer glutenfreien Ernährung zeigte sich direkt nach den Beratungsstunden keine signifikanten Unterschiede. Beide Gruppen verbesserten sich. Drei Monate nach den Schulungen konnte jedoch die Interventionsgruppe signifikant bessere Werte in der Adhärenz erreichen als die Kontrollgruppe. 

Fazit 

Die Studie zeigt, dass eine Gruppenberatung dazu führen kann, dass Wissen über Zöliakie und glutenfreie Ernährung langfristig vermittelt werden kann und so auch zu einer besseren Adhärenz führen kann. Die Studie bildet jedoch nicht die Gesamtheit aller Zöliakie-Patientinnen und -Patienten ab, da die Altersstruktur von 18–55 Jahren und die Fähigkeit lesen und schreiben zu können vorgeben war. Es wurden keine weiteren Hürden, wie die Verfügbarkeit von glutenfreien Lebensmitteln oder das soziale Umfeld bewertet. Das macht die Studie nur bedingt aussagekräftig. Weitere Studien, die diese Aspekte mit einbeziehen und einen längeren Follow-up beinhalten sind notwendig, um die Ergebnisse dieser Studie zu bestätigen.  

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