Wirksamkeit der Low-FODMAP-Diät bei Reizdarmsyndrom

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Eine aktuelle Metaanalyse von 12 Beobachtungs- und Interventionsstudien untersucht den Einfluss einer Low-FODMAP-Diät auf Symptome und Lebensqualität bei Patientinnen und Patienten mit Reizdarmsyndrom.

Etwa 11 % der globalen Bevölkerung leiden an einem Reizdarmsyndrom, welches zu einer stark eingeschränkten Lebensqualität und Belastung des Gesundheitssystems führt.

Sowohl Reizdarmpatientinnen und -patienten als auch Gastroenterologen beobachten, dass die Ernährung einen großen Einfluss auf die Symptome hat.

Allgemein wird Betroffenen empfohlen, sich ausgewogen zu ernähren, kleinere Portionen zu essen sowie auf Alkohol und scharfe Speisen zu verzichten. Auch der Verzicht auf blähende oder fermentierbare Lebensmittel wird angeraten. Dazu zählen vor allem schnell vergärende Kohlenhydrate. Die als FODMAP bezeichnete Gruppe von Kohlenhydraten und Zuckeralkoholen kommen in vielen Nahrungsmitteln vor. Sie werden im Dünndarm nur schlecht resorbiert. FODMAP steht für „fermentable oligo-, di-, monosaccharides and polyols“, zu Deutsch „fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole. Immer mehr wissenschaftliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass sich eine Low-FODMAP-Diät im Symptome-Management bei Reizdarm als sehr effektiv erweisen kann. Da die Zusammensetzung einer solchen Diät oft sehr individuell ist, um Erfolge zu zeigen, ist es unbedingt notwendig, dass sie von einer Fachkraft begleitet wird.

Hintergrund der Untersuchung

Der Zweck der hier vorgestellten Arbeit ist es, eine aktuelle Übersicht von Beobachtungs- und Interventionsstudien zu liefern, die den Effekt einer Low-FODMAP-Diät im Vergleich zu anderen Ernährungsformen (Kontrolldiät) bei Reizdarmsyndrom zeigen. Untersucht werden sollte hauptsächlich der Einfluss auf Symptome und die Lebensqualität der Probandinnen und Probanden. Zusätzlich wurde betrachtet, ob eine Low-FODMAP-Diät eine adäquate Ernährungsform im Sinne einer ausreichende Nährstoffversorgung ist und, ob negative Effekte für die Darmmikrobiota zu erwarten sind.

Methode

Systematisch durchsucht wurde die englischsprachige Literatur bis Oktober 2020, die die Wirkung einer Low-FODMAP-Diät auf gastrointestinale Symptome, Lebensqualität, Ausgewogenheit der Ernährung und das Darmmikrobiom bei Reizdarm-Patientinnen und -Patienten untersucht hat. Für die Analyse der Symptome wurde die Standardisierte Mittelwertdifferenz (Standardized Mean Difference, SMD) berechnet, die als Effektmaß verwendet wird, wenn man viele Studien zu einer Frage untersucht, also eine Meta-Analyse durchführt. Die Lebensqualität wurde mithilfe des IBS-QOL (Irritable bowel Syndrome – Quality of life) Fragebogens ermittelt. Dieser besteht aus 34 Fragen zu Dysphorie, Interferenz, Körperbild, Gesundheitssorgen, Nahrungsvermeidung, soziale Reaktion, Sexualität und Beziehungen. Für die quantitativen Analysen wurden Meta-Analysen unter Verwendung des Random Effect-Modells mit inverser Varianzgewichtung durchgeführt.

Ergebnisse

Nach ausführlicher Analyse der Daten wurden 12 Arbeiten in die Untersuchung eingeschlossen. Das ergab eine Datenlage von 772 Probandinnen und Probanden im Alter von 29-51 Jahren. Die Studiendauer variierte zwischen vier Tagen und drei Monaten. Die Meta-Analyse zeigt ein mittleres bis großes Ausmaß einer Low-FODMAP-Diät auf den Schweregrad des Reizdarmsyndroms im Vergleich zu einer Kontrolldiät. Zusätzlich konnten höhere Werte bei der Lebensqualität durch eine Low-FODMAP-Diät erreicht werden. Da die Standardisierte Mittelwertdifferenz nur als kleiner, mittlerer oder großer Effekt interpretiert werden kann, schränkt sie die Aussagekraft über die klinische Relevanz des nachgewiesenen Effekts ein. Bei der ausschließlichen Analyse von Studien, die das „Irritable Bowel Syndrome – Severity Scoring System“ (IBS-SSS) als Ergebnismaß verwendeten, wurde jedoch eine Reduktion von 45 Punkten festgestellt, wenn Probandinnen und Probanden der Low-FODMAP-Diät mit einer Kontrolldiät verglichen wurden. Eine Verringerung des IBS-SSS-Scores um 50 Punkte wird typischerweise als mit einer klinisch bedeutsamen Verbesserung verbunden angesehen. Subgruppenanalysen zu Adhärenz (früher Compliance genannt), Alter, Interventionsdauer, Reisdarmsyndrom-Subtyp, Zielgröße und Risiko einer Voreingenommenheit ergaben keine signifikant unterschiedlichen Ergebnisse. In Bezug auf eine mögliche Voreingenommenheit wurde vor allem das Fehlen von Blindgruppen als Problem gesehen. Durch die erhöhte Bekanntheit von Low-FODMAP-Diäten gab es kaum Möglichkeiten, Studien mit Blindgruppen durchzuführen. Auf die Ergebnisse scheint dies aber keinen Einfluss zu haben, da eine Analyse der Studien mit geringer Voreingenommenheit keine signifikanten Unterschiede im Vergleich zu Studien mit hoher Voreingenommenheit zeigte.

Untersucht wurde auch, welchen Einfluss eine Low-FODMAP-Diät auf die Zusammensetzung der Mikrobiota hat, da angenommen wird, dass diese unter einer solchen Ernährungsform leidet. Generell wurde Diversität der Gesamt-Mikrobiota nicht beeinflusst. In vielen Fällen war jedoch die Häufigkeit von Actinobacteria, die einige positive Eigenschaften haben, reduziert. Keine der eingeschlossenen Studien war stark genug, um sichere Schlussfolgerungen zu ziehen.

Es ist wichtig anzumerken, dass die Probandinnen und Probanden in den meisten Studien personalisierte Diäten und Ernährungsberatung erhielten, was dazu geführt hat, dass Ernährungsvorgaben gut eingehalten wurden. Dies unterstreicht die Wichtigkeit einer fachlichen Beratung.

Fazit

Die Low-FODMAP-Diät reduziert gastrointestinale Symptome und verbessert die Lebensqualität bei Patientinnen und Patienten mit Reizdarmsyndrom im Vergleich zu Kontrolldiäten. Zukünftige Arbeiten sind erforderlich, um endgültige Antworten auf mögliche langfristige Auswirkungen solcher Diäten auf die Ausgewogenheit der Ernährung und das Darmmikrobiom zu erhalten. Von besonders großer Bedeutung ist dabei die individuelle und fachliche Beratung einer qualifizierten Ernährungsfachkraft. Eine Ernährungsberatung kann die Einhaltung der Low-FODMAP-Ernährung verbessern.

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