Eine kanadische Studie ist den Fragen nachgegangen, inwiefern Menschen, die sich glutenfrei ernähren, noch messbare Glutenmengen zu sich nehmen und welche Auswirkungen dies auf ihre Darmzotten hat.
Methode
Im Rahmen der in einer kanadischen Provinz durchgeführten Kohortenstudie wurde die Menge an Gluten bestimmt, die Erwachsene mit diagnostizierter Zöliakie, die sich glutenfrei ernähren, aufnehmen und in Stuhl und Urin ausscheiden. Zusätzlich wurde eine Kontrollbiopsie durchgeführt.
Ergebnisse
Bei den 18 Teilnehmern verringerte sich über 24 Monate der mittlere Transglutaminase-IgA-Wert vom 9-Fachen auf das 0,6-Fache des Grenzwertes. Obwohl sich bei allen der Antikörperwert verbesserte, wiesen 56 % der Probanden eine anhaltende Zottenatrophie auf. Alle Teilnehmer befolgten eine vermeintlich glutenfreie Ernährung, dennoch konnte in den Lebensmittelproben von 9 Teilnehmern Gluten nachgewiesen werden. 8 % der Proben wiesen eine mittlere Konzentration von 11 ppm auf – 40 % enthielten mehr als 20 ppm, 20 % mehr als 200 ppm Gluten. Bei zwei Drittel derjenigen mit einer positiven Probe zeigte sich eine anhaltende Zottenatrophie (Marsh 3a), während zwei Drittel derjenigen, deren Proben alle negativ getestet wurden, eine normale Zottenarchitektur aufwiesen (Marsh 0 oder 1). Trotzdem konnte bei 4 von 6 Patienten mit Marsh 0 Gluten in mindestens einer Probe nachgewiesen werden.
Fazit
Bei den 12 von 18 Zöliakiepatienten, die trotz guter oder ausgezeichneter Einhaltung der Diät innerhalb des zehntägigen Studienzeitraums unbemerkt Gluten zu sich nahmen, gibt es eine gewisse Uneinigkeit zwischen der Erfassung von Gluten und der Zottenatrophie. In einigen Fällen wurde eine extrem niedrige Glutenbelastung festgestellt, die vermutlich nicht ausreichte, um Schleimhautschäden zu verursachen. Möglicherweise sind sowohl die Menge als auch die Dauer der Glutenexposition wichtige Faktoren für histologische Schäden. Obwohl die Glutenexposition unter realen Lebensbedingungen möglicherweise unterschätzt wird, bestätigt die Studie, dass trotz der Bemühungen um eine streng glutenfreie Ernährung häufig dennoch unbewusst Gluten aufgenommen wird. Die Ergebnisse legen nahe, dass eine vollständige Eliminierung von Gluten aus der Nahrung schwierig ist. Die Codex Alimentarius-Definition von „glutenfrei“ als <20 ppm Gluten erlaubt ausdrücklich Gluten in einer „glutenfreien Diät“. Es gibt aber nur minimale Hinweise darauf, dass diese Glutenexposition durchweg eine Wiederherstellung der Dünndarmschleimhaut ermöglicht.
Zur Studie
Most Patients With Celiac Disease on Gluten-Free Diets Consume Measurable Amounts of Gluten
Silvester, Jocelyn A.Bernstein, Charles N. et al.
Gastroenterology, Volume 158, Issue 5, 1497 - 1499.e1
