Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, die durch die Aufnahme von Gluten eine Entzündung der Darmschleimhaut verursacht. Eine neue Studie zeigt, wie sich eine einjährige glutenfreie Ernährung auf die Darmfunktion und das Mikrobiom von Betroffenen auswirkt. Mithilfe moderner bildgebender Verfahren und mikrobiologischer Analysen konnten Forscher:innen Veränderungen dokumentieren, die über die reine Symptombesserung hinausgehen – und neue Ansätze für die Therapie eröffnen.
Eine neue britische Studie hat mithilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht, wie sich Zöliakie auf die Darmfunktion auswirkt und wie sich diese durch eine glutenfreie Ernährung verändert. Die Ergebnisse liefern spannende Einblicke in die physiologischen und mikrobiellen Veränderungen im Darm von Betroffenen.
Methodik
Ein Forschungsteam der Universität Nottingham rekrutierte 36 Erwachsene mit neu diagnostizierter Zöliakie sowie 36 gesunde Kontrollpersonen.
Ziel war es, mithilfe moderner MRT-Technologie objektive Parameter der Darmfunktion zu messen – darunter:
- Flüssigkeitsgehalt im Dünndarm
- Darmpassagezeit
- Volumen des Dickdarms
Zusätzlich wurden Stuhlproben analysiert, um die Zusammensetzung des Darmmikrobioms zu erfassen. Nach einem Jahr glutenfreier Ernährung wurden die Untersuchungen bei den Zöliakie-Patient:innen wiederholt und mit den Daten der gesunden Kontrollgruppe verglichen.
Ergebnisse:
Die MRT- und Mikrobiom-Analysen zeigten deutliche Unterschiede zwischen Zöliakie-Betroffenen und gesunden Personen – sowohl vor als auch nach der glutenfreien Diät:
Vor der glutenfreien Ernährung:
- Erhöhter Flüssigkeitsgehalt im Dünndarm
- Verlangsamte Darmpassagezeit
- Höhere Konzentrationen potenziell pathogener Bakterien wie Escherichia coli
- Verändertes Enzymprofil im Mikrobiom (CAZymes)
Nach einem Jahr glutenfreier Ernährung:
- Verbesserung der Darmfunktion, jedoch keine vollständige Normalisierung
- Rückgang der Bifidobakterien, die als gesundheitsfördernd gelten
- Veränderte Mikrobiom-Zusammensetzung, vermutlich durch den Wegfall fermentierbarer Ballaststoffe aus glutenhaltigem Getreide
Fazit
Die Studie zeigt, dass Zöliakie nicht nur die Darmschleimhaut, sondern auch die Funktion und das Mikrobiom des Darms beeinflusst. Eine glutenfreie Ernährung verbessert viele dieser Parameter, stellt jedoch nicht den ursprünglichen Zustand wieder her. Insbesondere reduziert sie signifikant die Bifidobakterien, was mit einer geringeren Aufnahme von resistenter Stärke und Arabinoxylan aus Weizen zusammenhängt. Die Ergebnisse legen nahe, dass präbiotische oder probiotische Interventionen künftig eine wichtige Rolle spielen könnten, um die Darmgesundheit bei Zöliakie weiter zu fördern.
Quelle
Costigan CM, Warren FJ, Duncan AP, Hoad CL, Lewis N, Hill T, Crooks CJ, Morgan PS, Ciacci C, Iovino P, Sanders DS, Hildebrand F, Gowland PA, Spiller RC, Marciani L. One Year of Gluten-Free Diet Impacts Gut Function and Microbiome in Celiac Disease. Clin Gastroenterol Hepatol. 2025 Aug;23(9):1525-1534.e14. doi: 10.1016/j.cgh.2024.11.006. Epub 2024 Dec 9. PMID: 39662692.