Reizdarm-Syndrom: Update zu Diagnose und Therapie

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Im April startet die Online-Fortbildungsreihe für Fachkräfte: In vier zertifizierten Webinaren besprechen Referenten Diagnose und therapeutische Optionen getreideassoziierter Darmerkrankungen. Jedes Webinar besteht aus 2-3 Vorträgen und bietet Teilnehmern die Möglichkeit, Fragen per Chat zu stellen.

  • Unspezifische Symptome, fehlende Marker: Gezielte Ausschlussdiagnostik beim Reizdarmsyndrom
    Referent: Prof. Martin Storr, Gauting
  • Management von Magen-Darm-Beschwerden in der Hausarztpraxis
    Referentin: Dr. Petra Zantl, Konstanz
  • Von Low-FODMAP bis Glutenfrei: Rolle der Ernährung in der Reizdarm-Therapie
    Referentin: Birgit Blumenschein, Münster

Zusammenfassung

Unspezifische Symptome, fehlende Marker: Gezielte Ausschlussdiagnostik beim Reizdarmsyndrom

Bauchschmerzen, abdominelle Krämpfe, abdominelle Schmerzen, Meteorismus und erschwerte Defäkation zeigen. Zu den häufigsten Symptomen zählen allerdings eine inkomplette Entleerung, eine Besserung mit Stuhlgang und die abdominelle Distension. Es bestehen Symptomüberlappungen mit anderen funktionellen Erkrankungen wie Reizmagen, Reizmagen, Reizblase und funktionellen Unterbauchschmerzen, was u.a. zu einer starken Belastung und zu psychischen Komorbiditäten der Patient*innen führt. Zu den zentralen Aspekten der RDS-Pathophysiologie zählten die Darmbarriere, Darm-Hirn-Ache, viszerale Hypersensitivität und die Ernährung inklusive Mikrobiom. In Bezug auf den Verlauf und die Prognose ist das RDS bei einem Teil der Patient*innen spontan rückläufig, häufiger aber chronisch verlaufend. Es besteht aber keine gesteigerte Koprävalenz mit anderen, schwerwiegenden Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes und es findet sich keine erhöhte Mortalität.

Beim RDS handelt es sich um eine Ausschlussdiagnose die einem klaren Algorithmus folgt, welcher zahlreiche Differentialdiagnosen bedenkt, wie beispielsweise Nahrungsmittelunverträglichkeiten, SIBO (bakterielle Fehlbesiedlung des Dünndarms), M. Crohn oder eine Gallensäuren-Malabsorption. Nach der S3-Leitlinie der DGVS liegt ein RDS vor, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:

  • Chronische Beschwerden (> 3 Monate), die von Patient und Arzt auf den Darm bezogen werden und in der Regel mit Stuhlgangsveränderungen einhergehen.
  • Der Patient sucht wegen der Beschwerden Hilfe und wird durch die Beschwerden in seiner Lebensqualität relevant beeinträchtigt.
  • Es liegt keine andere Krankheit als Ursache der Beschwerden vor.

Je nach Leitsymptom werden neben der Basisdiagnostik weitere spezielle Diagnostiken vorgenommen. Ist das Leitsymptom eine Diarrhoe, wird beispielsweise auf Zöliakie-Antikörper und Elastase im Stuhl getestet, während beim Leitsymptom Blähungen u.a. ein Glukose-H2-Atemtest, ein Fruktose-Atemtest und ein Laktose-Atemtest durchgeführt werden.

Zwischen Diagnostik und erfolgreicher Therapie ist insbesondere die Kommunikation ein wichtiges Bindeglied, sodass in zentralen Anliegen und in Fragen zu Ernährung und Mikrobiom den Patient*innen Hilfe gegeben werden kann.

Management von Magen-Darm-Beschwerden in der Hausarztpraxis

Magen-Darm-Beschwerden betreffen eine große Gruppe von Patient*innen, die häufig einer langjährigen Begleitung bedürfen und Hausarztpraxen vor Herausforderungen stellen. Ein wichtiger Bestandteil ist das Herausfiltern von gefährlichen Erkrankungen – hierbei muss man auf die sogenannten „Red Flag Symptome“ also die Warnzeichen für abwendbar gefährliche Verläufe achten.  Dazu gehören Gewichtsverlust, Blutbeimengungen, Leistungsknick, Nachtschweiß und Fieber. Diese könnten auf ein kolorektales Karzinom, Ovarialkarzinom, CED, Mikroskopische Kolitis, Zöliakie oder M.Whipple hinweisen. Deswegen ist bei Auftreten dieser „Red Flags“ dringend eine schnelle intensive Abklärung geboten.

Wie zahlreiche Fallbeispiele zeigen, können sich Magen-Darm-Beschwerden nach Ausschluss der gefährlichen Erkrankungen als RDS oder Nahrungsmittelintoleranzen (Zöliakie gehört zu den gefährlich abwendbaren Erkrankungen die man herausfiltern will.) herauskristallisieren. Wichtig ist daher eine gründliche Diagnostik mit ausführlicher Anamnese. Anzumerken ist auch, dass das RDS interkurrente andere Diagnosen, wie beispielsweise eine Gastritis, nicht ausschließt und neben einer Ernährungsberatung auch eine psychologische Begleitung von Relevanz ist.

Von Low-FODMAP bis Glutenfrei: Rolle der Ernährung in der Reizdarm-Therapie

Für eine wird laut Reizdarm-Leitlinie zur Identifizierung der Symptom-Auslöser die Durchführung eines Ernährungs-Symptom-Tagebuchs und im Anschluss eine zeitlich befristete, gezielte, probatorische Eliminationsdiät der identifizierten Symptom-Trigger empfohlen. Bezüglich des RDS bestehen keine einheitlichen Ernährungsempfehlungen, sodass eine individuelle Ernährungsberatung von hoher Wichtigkeit ist, um potenzielle „Trigger“ zu identifizieren und eine Mangelernährung vorzubeugen. Auch der Einsatz „löslicher“ Ballaststoffe und je nach „Typ“ entsprechende Probiotika sollte in Betracht gezogen werden. Bei Schmerzen, Blähungen und Diarrhoe kann der Versuch einer low FODMAP-Diät zu einer Symptomlinderung führen. FODMAP ist eine Abkürzung, die für Fermentierbare Oligosacchardie, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole steht. Es handelt sich hierbei um eine diagnostische Eliminationsdiät, die in drei Phasen unterteilt ist: Elimination, Toleranzfindung und anschließende Langzeit-Ernährung. Ziel ist, herauszufinden, ob jemand FODMAP-hypersensitiv ist. Eine Hilfe zur Orientierung welche Lebensmittel FOPDMAP-arm oder -reich sind, bietet, neben einer qualifizierten Ernährungstherapie, die Monash University Low Fodmap Diet App.

Zusammenfassend sollte die Ernährungstherapie immer individuell und symptomorientiert geplant werden und bedarf einer Führung/Organisation und Begleitung einer Ernährungsfachkraft. Die Low-FODMAP-Diät und/oder glutenfreie oder glutenreduzierte Kost sind als Therapieoption leitliniengerecht möglich, allerdings nicht als Dauerernährung gedacht und geeignet, sodass ein Kostaufbau mit Ermittlung der Toleranz zwingend erfolgen muss.

Aufzeichnung & E-Learning

Bei erfolgreich absolviertem Abschlusstest von insgesamt 6 Fragen, werden Ihnen 2 DFP-/CME-Punkte gutgeschrieben.