Zusammenhänge zwischen Reizdarmsyndrom und anderen Erkrankungen

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Frau mit Bauchschmerzen auf Sofa

Konkrete Aussagen zu Koprävalenzen des Reizdarmsyndroms sind schwierig. Vermutet werden unter Reizdarmpatienten u.a. nichtdiagnostizierte Zöliakiebetroffene und Menschen mit Gluten-/Weizensensitivität. Ein häufiger Zusammenhang wird auch mit einer Depression und Angstzuständen beobachtet.

Über den Zusammenhang des Reizdarmsyndroms RDS (oder IBS für Irritable Bowel Syndrome) mit anderen Erkrankungen wird viel diskutiert. Da die Ursachen des IBS noch nicht vollständig geklärt und die Symptome vielfältig und unspezifisch sind, lassen sich kaum konkrete Aussagen über mögliche Koprävalenzen treffen. IBS ist gehäuft mit somatoformen und psychischen Störungen assoziiert. Fest steht, dass IBS-Patienten häufig Nahrungsmittelunverträglichkeiten aufweisen, weshalb diese Diagnosen vorher abgeklärt werden sollten. Bisherige Studien zur Prävalenz der Zöliakie innerhalb der Reizdarmpatienten lieferten bislang keine eindeutigen Ergebnisse. Mediziner gehen von einer Prävalenzrate von 0,4 bis 11 Prozent aus. Man vermutet unter den IBS-Patienten auch Menschen mit einer Gluten-/Weizensensitivität. Zur Abklärung sollte eine Ausschlussdiagnose auf Zöliakie erfolgen und weiterhin eine glutenfreie Diät versucht werden. Bessern sich die Symptome schon nach ein bis zwei Wochen, kann der Verdacht auf eine Gluten-/Weizensensitivität bestätigt werden. Neben Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Zöliakie und Gluten-/Weizensensitivität gibt es noch ein weiteres Spektrum an Differenzialdiagnosen bei abdominellen Schmerzen zu erwägen.
Grundsätzlich sollte bei IBS-Patienten immer auch die psychologische Komponente einbezogen und ggf. behandelt werden. Gerade bei Kindern gibt es Hinweise zu der Verknüpfung mit Depression und Angststörungen: Sie scheinen bei Kindern mit funktionellen Bauchschmerzen im Vergleich zu gesunden Kindern gehäuft aufzutreten. Die Häufigkeit bei Kindern und Jugendlichen mit Bauchschmerzen scheint dagegen bei funktionellen Störungen im Vergleich zu organischen Störungen nicht unterschiedlich zu sein. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass chronische Bauchschmerzen im Kindesalter im Langzeitverlauf mit einem erhöhten Risiko sowohl für Bauchschmerzen und andere somatische Symptome, wie z. B. Kopfschmerzen, als auch für psychosoziale Störungen, wie z. B. Angststörungen, oder häufigen Fehlzeiten in der Schule oder am Arbeitsplatz, einhergehen.

 

Praxisbezogene Hinweise zur Abklärung einer Zöliakie innerhalb des Reizdarmsyndroms

  • Untersuchen Sie Patienten mit gluteninduzierten Zöliakiesymptomen mittels serologischer Tests und Dünndarmbiopsie.

  • Untersuchen Sie Patienten, die die Kriterien zur Diagnose eines Reizdarmsyndroms erfüllen, vor Bestätigung der IBS-Diagnose auf Zöliakie.

  • Wenn Zöliakie nicht eindeutig diagnostiziert oder ausgeschlossen werden kann, sollten Sie die Meinung eines spezialisierten Gastroenterologen einholen.

  • Wenn der Befund der Untersuchung auf Zöliakie negativ ausfällt, der Patient aber dennoch glutenbedingte Beschwerden hat, kann eine glutenfreie Ernährung unter ärztlicher Aufsicht in Betracht gezogen werden.

Quellenangabe

  1. S3-Leitlinie